
Wechselnde Schichten verdreifachen die Krebsgefahr für die Prostata. Forscher vermuten einen fatalen Zusammenhang mit dem Schlafhormon Melantonin. Schichtarbeit ist ungesund: „Wir wissen schon seit längerem, dass Schichtarbeiter ein erhöhtes Risiko für verschiedene Krebsarten tragen“, schreiben Tatsuhiko Kubo und seine Kollegen der Universität Kitakyushu, Japan. Frühere Studien hatten bereits ein höheres Brust- und Darmkrebsrisiko von Schichtarbeitern gezeigt. Nun haben die japanischen Forscher erstmals Hinweise dafür gefunden, dass der gestörte Tag-Nacht-Rhythmus auch die Prostata gefährdet. Die Wissenschaftler werteten dazu die Daten von mehr als 14 000 männlichen Arbeitern aus, die an einer großen japanischen Krebsstudie teilnahmen. Rund 11 200 von ihnen arbeiten tagsüber, rund 1000 während der Nacht und 1800 mussten zwischen Tag- und Nachtschichten wechseln. Im Verlauf von acht Jahren erkrankten 31 der Studienteilnehmer an Prostatakrebs. Dabei fanden die Forscher, dass Arbeiter mit rotierenden Schichten mit einer dreimal so hohen Wahrscheinlichkeit Prostatakrebs bekamen wie Studienteilnehmer, die ausschließlich am Tage arbeiteten. Das Prostatarisiko der regelmäßigen Nachtarbeiter war nur leicht erhöht. Tatsuhiko Kubo und seine Kollegen vermuten, dass die wechselnden Schichten den Melantoninhaushalt stören. Der körpereigene Müdemacher beugt vorangegangenen Studien zufolge Krebs vor. Zirkulieren geringere Mengen im Blut, könnte dies die Tumorbildung fördern. Hinzu kommt, dass Melantonin die Ausschüttung von Sexualhormonen beeinflusst, die direkt auf das Prostatagewebe wirken. Kritiker der Studie, wie Henry Scowcroft von der Charity Cancer Research in Großbritannien, monieren jedoch die geringe Zahl der aufgetretenen Fälle von Prostatakrebs: „Bis wir sicher wissen, dass ein gestörter Schlafrhythmus mit Prostatakrebs in direktem Zusammenhang steht, ist noch ein weiter Weg“, sagte er gegenüber der BBC. Er vermutet, dass ein unregelmäßiger Schichtdienst mit gesundheitsgefährdenden Verhaltensweisen wie einer ungesunden Ernährung oder Rauchen einhergeht – und dass diese hinter dem erhöhten Krebsrisiko stecken. Dagegen spricht, dass die japanischen Untersuchung einige solcher möglichen Einflussgrößen beleuchtete: Einen Zusammenhang der Schichtarbeit mit Übergewicht, Alkoholgenuss, Tabakkonsum, Bildung oder Familienstand fanden die Forscher dabei nicht.
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