Mittwoch, 1. August 2007
Potenter mit Minestrone und Bruschetta
Die mediterrane Küche gilt als köstlich und gesund zugleich. Bewohner der Mittelmeerländer leiden traditionell seltener an Herz-Kreislauferkrankungen, Bluthochdruck und Übergewicht als beispielsweise Nordeuropäer oder Amerikaner, dies wurde immer auch im Zusammenhang mit den mediterranen Ernährungsgewohnheiten interpretiert. Herz-Kreislauferkrankungen und Erektionsstörungen haben ähnliche Ursachen, eine Schädigung der Blutgefässwand. Wissenschaftler aus dem süditalienischen Neapel untersuchten nun den Einfluss der mediterranen Küche auf die Erektionsfähigkeit von Männern mit metabolischem Syndrom, das ein Quartett aus den häufig gemeinsam auftretenden Symptomen Übergewicht, erhöhtem Blutzucker, Fettstoffwechselstörung und Bluthochdruck bildet. Betroffene haben ein erhöhtes Risiko für eine Erkrankung des Herz-Kreislaufsystems und eine Zuckerkrankheit. Bekannt ist aber auch, dass Männer mit metabolischem Syndrom doppelt so häufig von einer Erektionsstörung betroffen sind als nicht betroffene Männer. In der Fachzeitschrift International Journal of Impotence Research (2006;18:405–410) berichten Urologen und Ernährungswissenschaftler aktuell über eine Untersuchung an italienischen Männern mit metabolischem Syndrom und Erektionsstörung. Während eine Hälfte der Männer bei ihren Essgewohnheiten blieb, rieten die Wissenschaftler der anderen Hälfte zu einer Umstellung hinzu Vollkornprodukten, Früchten, Gemüse, Hülsenfrüchten, Nüssen und Olivenöl. Die empfohlene tägliche Nahrung sollte mindestens 250-300g Früchte, 125-150g Gemüse, 400g Vollkornprodukte (Hülsenfrüchte, Reis und Mais) und 25-50g Nüsse enthalten. Weiterhin wurde empfohlen, den Verzehr von Olivenöl und Fisch zu steigern und den von Fleisch zu reduzieren. Ein Ernährungsberater beriet und überwachte die Teilnehmer während der Studie. Nach zwei Jahren beurteilte man schliesslich die Erektionsfähigkeit in beiden Gruppen mit Hilfe eines Fragebogens und untersuchte den Stoffwechsel der Blutgefässwand mit Hilfe einer Reihe von Laboruntersuchungen. Nicht ganz überraschend erwiesen sich die Männer nach Umstellung der Ernährung als signifikant potenter als ihre Mitteilnehmer mit unveränderten Essgewohnheiten. Woran liegt das? Ähnlich wie bei Herz-Kreislauferkrankungen liegt der Erektionsstörung eine Fehlfunktion der Blutgefässwand im Penis zu Grunde, ein sogenannte „endotheliale Dysfunktion“. Diese wird, wie bei auch bei den Herzkranzgefässen, durch freie Sauerstoffradikale im Blut ausgelösst und führt zu einem Mangel an Stickstoffmonoxid, dem wichtigsten Botenstoff zur Erweiterung der Blutgefässe im Penis. Bestandteile einiger typisch mediterraner Lebensmittel vermindern den oxidativen Stress auf die Zellen der Blutgefässwand durch die Neutralisierung von freien Radikalen. Dies wiederum wirkt sich positiv auf die Regenerierung der Blutgefässwand, die Bildung des gefässerweiternden Botenstoffs Stickstoffmonoxid und damit auf die Erektionsfähigkeit aus.
Gute Nachrichten also für Liebhaber, und zwar nicht nur die der mediterranen Küche. Ganz beiläufig bemerken die Autoren am Schluss ihres Artikels, dass die Abbruchrate des mediterranen Ernährungsplans erstaunlich gering ausfiel und deutlich unter der gerade aktueller Diätpläne lag. Ob das an der geschmackvollen und abwechslungsreichen Mittelmeer-Küche selbst liegt? Nicht in jedem Falle muss also eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten Verzicht bedeuten oder eine Medizin bitter schmecken, und nicht in jedem Falle erfordert eine Erektionsstörung ein Medikament. Die Anpassung des Lebensstils tut’s mitunter auch.
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