Mittwoch, 14. November 2007

Das Angenehme mit dem Nützlichen.

Steirerman, das Bier mit der Kraft der Kürbiskerne, so nennt eine Brauerei aus Wien ihr Produkt und versetzt es mit einem Extrakt steirischer Kürbiskerne. Vollmundig verspricht die Website Frauen und Männern Vorbeugung und Linderung von Unpäßlichkeiten "südlich des Äquators", gemeint sind hier wohl Blasen- und Prostatabeschwerden. Extrakte aus Kürbiskernen werden in der Tat als sogenannte Phytotherapeutika, also pflanzliche Arzneimittel in der Behandlung der gutartigen Prostatavergrösserung eingesetzt. Unter den Schlagwörtern „Prostataleiden“ oder „Blasenschwäche“ vertrieben, werden sie als Naturprodukte ohne Chemie beworben und sind leicht auch ohne Verschreibung in der Apotheke erhältlich. Zudem werden einige Präparate von den Krankenversicherungen erstattet. Kein Wunder also, dass der Markt der Phytotherapeutika boomt und jährlich weltweit einige Milliarden Euro für diese Produkte ausgegeben werden. Phytotherapische Medikamente bestehen aus Zubereitungen aus Wurzeln, Samen, Rinde oder anderen Bestandteilen von Arzneipflanzen. Derzeit werden Wirkstoffe aus Sägepalme (Serenoa repens), Brennnesselwurzel (Urtica dioica), Kürbissamen (Cucurbitas pepo), Roggenpollen (Secale cereale), Afrikanischem Zwetschgenbaum (Pygeum africanum) oder der Afrikanischen Knolle (Hypoxis rooperi) zur Behandlung von Prostatabeschwerden eingesetzt. Nun enthalten diese Präparate meist eine Vielzahl von potentiell wirksamen Bestandteilen in unterschiedlichsten Konzentrationen, sodass im einzelnen weder der Wirkungsmechanismus bekannt ist, noch die Substanzen hinsichtlich ihrer Wirksamkeit miteinander verglichen werden können. In der Praxis werden Phytotherapeutika gerade bei milden Beschwerden recht häufig eingesetzt, wobei die Wirkung möglicherweise auf einer Hemmung des Enzyms 5alpha-Reduktase beruht. Eine Reihe von Studien konnte positive Effekte bei Männern mit Prostatabeschwerden zeigen, und nicht wenige Männer können potentiell von einer Behandlung mit den genannten Phytotherapeutika profitieren. Ob dieser Effekt gemessen an allgemein akzeptierten Kriterien über den eines Placebo hinausgeht, müssen Untersuchungen in der Zukunft erweisen. Ob allerdings ein mit Kürbiskernextrakt versetztes Bier Blasen- und Prostataproblemen vorbeugen oder bestehende Beschwerden lindern kann, bleibt fraglich. Bier aus der Apotheke ist also vorerst nicht zu erwarten. Unbestritten allerdings darf man zu einem witzigen Marketing-Gag gratulieren.

Keine Kommentare: